Ein bisschen seltsam ist das ja schon: Draußen herrscht frühlingshaftes Wetter mit Sonnenschein und über 20 Grad - und über den Kopfhörer ballert deftigster Schwedentod der alten Schule. Und soll ich euch was sagen? Das funktioniert und macht riesen Spaß!
Zumindest, wenn es sich dabei um die neue Demonical-Scheibe handelt. Naja, vielleicht funzt das tatsächlich auch mit diversen anderen Death Metal-Bands, aber die hab' ich grad nicht zur Hand. Ich versuch' auch gar nicht, meine eigenen Hufe wieder einzufangen, die mir - angetrieben von Ronnie Bergerståhls Double-Kick - vollkommen durchgehen. Der Einstieg gelingt mit "The Arrival Of Armageddon" jedenfalls bestens und präsentiert die Schweden gewohnt stark.
Zwar verlagern sie sich mit den darauf folgenden "Return In Flesh" und "Death Infernal" eher ins obere Midtempo, doch die Räudigkeit der Songs bleibt dabei genauso erhalten, wie die leichten, melodischen Leads. Viel hat sich bei den Jungs also nicht verändert, aber damit hat auch niemand gerechnet. Vor allem WILL das auch keiner. Solange Demonical mit Krachern wie "Ravenous" oder "Through Hellfire" jeden Sack beim ersten Durchlauf rasieren, sind Stilvariationen zumindest für mich kein Thema.
Für Abwechslung sorgt Gitarrist Johan Jansson dennoch, denn gerade sein Solostil ist recht variabel. So brutzelt er in den schnellen Nummer genauso ein relativ sinnloses Slayer-Solo runter, wie in den groovenderen Songs auch einfach mal etwas sehr Rockiges, fast schon Bluesiges.
Bereits auf dem Vorgänger wurden mit dem deutschsprachigen "Götter Des Nordens" die Amon Amarth-Fans bedient. Das erledigen Demonical auch auf "Death Infernal". Die Parallelen zu den Viking Metal-Vorreitern zeigen sich nicht nur an einem Titel wie "March For Victory". Auch musikalisch schlägt man - genau wie bei "All Will Perish (The Final Liberation)" - deutlich in dieselbe Kerbe.
Das getragene "From Northern Shores" kann eine gewisse Nähe zu den erfolgreicheren Kollegen nicht verbergen. Trotzdem muss es sich keineswegs verstecken, sondern fährt ein paar echt packende Melodien auf. Wenn es zum Abschluss noch eine gelungene Coverversion von Emperors "Night Of The Graveless Souls" gibt, besteht eigentlich kaum Grund zur Klage.
© Laut