Auf ihrem Album Volcano (2017) ließen Temples ein bisschen von ihren Gitarren ab, um mehr Platz für alle möglichen Sorten von Synthesizern und Keyboards zu schaffen. Drei Jahre nach ihrem hervorragenden Debütalbum Sun Structures, das so schön an die Beatles, The Zombies und an Pink Floyd zu Zeiten von Syd Barrett erinnerte, braute die britische Band neuen psychedelischen Stoff, der nach Sixties/Seventies klang, aber auch nach aktuellerem Sound, wie wir ihn etwa von Tame Impala kennen. Das ganze Hot Motion hindurch macht ihre nach wie vor verträumte, zugleich erfrischende, bereits durch allerlei Anregungen geprägte Musik von diesen Einflüssen Gebrauch. Ganz im Sinne der Single Context. Dieser Titel ist so etwas wie eine Sammlung von Worten, die aus ihrem Zusammenhang gerissen wurden, erzählt der Bandleader James Bagshaw, und - auch das kommt vor - das Gefühl und die Bedeutung ändern, die hinter eben diesen Worten stecken. Dieser Gedankengang gehört nun zur Musikalität des Songs. Ich wollte das erneuern, was die Leute sich unter einer Sologitarre vorstellen, und meine früheren Einflüsse, die der Pioniere, die mich inspiriert haben, der heutigen Zeit anpassen. Damit werfe ich einen Blick in Richtung Les Paul und Mary Ford. Und das Solo ist eine Hommage an die Einspielungstechniken, die mit dem Timbre des Klaviers auf dem Beatles-Album "In My Life" berühmt geworden sind. Wir haben also die Sologitarre mit einem langsameren Tempo aufgenommen und anschließend beschleunigt. Diesen immer größer werdenden Ehrgeiz werden Temples auch in dem Titel It's All Coming Out los, wo ihre nahezu bildhaften Arrangements ein Pendant zu John Barry und einem gewissen Goldenen Zeitalter der Sixties darstellen. Das reicht, um aus diesem Hot Motion ein vor lauter Überraschungen überquellendes, drittes Album zu machen. © Marc Zisman/Qobuz