Seit zehn Jahren versteht sich Sophie Hunger nun schon darauf, ihren bezaubernden Folk immer wieder mit Nachschub zu versorgen. Die Schweizerin mit hybriden Neigungen holt sich ihre Ideen, wenn nicht in der Pop- oder Rockmusik, dann auch schon mal im Jazz. Nun hat sie auf diesem in Berlin entstandenen Album ihre Fühler noch weiter ausgestreckt, denn es ist durchtränkt von Elektrosound. Molecules ist ein recht hübsches Prunkstück, das mit einem engagierten Titel beginnt: She Makes The President. Wenn man bedenkt, dass sie es ist, die den Soundtrack von Mein Leben als Zucchini komponiert hat, dann glaubt man, der genannte Titel käme direkt aus einem amerikanischen Blockbuster. Und zwar aus gutem Grund! Sophie Hunger schrieb ihn, bevor Donald Trump gewählt wurde und somit malt sie sich hier eher eine „supergeile“ Frau aus, die diesen Posten übernimmt. Rhythmische Progression, minimaler und einprägsamer Refrain, und die politischen Ereignisse danach haben dem Album erst recht einen besonderen Platz eingeräumt. In der Folge geht es von Kapitel zu Kapitel ohne Leerlauf und ohne Überraschung weiter. Doppelagent mit Akustikgitarre (Silver Lane), Verfolgungsjagd mit gespenstischen Beats (Tricks), tonangebende afrikanische Rhythmen (I Open A Bar) und am Ende anglofranzösische Romanze (Coucou). Sophie Hunger versteht es zweifellos, ihre Musik wie Gemälde wiederzugeben, die von Details nur so wimmeln. Eine Platte irgendwo zwischen Kunstwerk und wissenschaftlichem Versuch. © Clara Bismuth/Qobuz