Kann eine Größe wie Spoon, fast zu jeder Zeit ihrer Schaffensphase von den Kritikern geliebt, überhaupt noch wachsen? Wenn, dann an sich selbst: Drummer Jim Eno produzierte in den letzten Jahren einige sehr gute Platten (Chk Chk Chks "Thr!!!er", das Debüt von Polica), während Sänger Britt Daniel mit seinem Nebenprojekt Divine Fits tourte.
War selbst das Vorgängeralbum von Spoon schon eine Lehrstunde in modernem Indie-Songwriting, perfektioniert "They Want My Soul" das zuletzt noch nicht konsequent performte Konzept. Gerade dadurch, dass die Songs zunächst einmal den Indie-Rock nicht auf spektakuläre Art neu erfinden wollen. Stattdessen zelebrieren Spoon darin Althergebrachtes - Blues-Rock und Soul.
Sie reduzieren diese Genre stets auf das Wesentliche: Straighte Drum-Beats, bisweilen groovende Bassläufe und eine Leadgitarre, die geduldige Blues- und Rock-Riffe knarzt. Doch dann – als hätte es die Band in sterilem Umfeld minutiös erprobt – setzten Synthies ein, mal wohlklingend wie eine Harfe ("Inside Out"), mal eher destruktiv wie das verheißungsvolle Scheppern einer Abrissbirne ("Rainy Taxi"), die das vorher angewandte Feld der Standard-Rockismen umgräbt.
Spoon haben immer einen dieser Auswege parat – ein Gespür dafür, wo es sich mit den Gepflogenheiten des Rock anzulegen und sie umzukehren gilt. Zu jeder Zeit lassen sie alle Elemente auf "They Want My Soul" exakt danach aussehen, als hätte sich ihr Zusammenspiel willkürlich aus der Situation ergeben. Und damit spielen Spoon für ihr Leben gern.
Über alledem schwebt stets die Stimme Britt Daniels. Mal kratzig-soulig wie die von Greg Dulli ("I Just Don't Understand"), dann wieder butterweich und poppig. Oft spielt er mit den Klängen, mit Silben – Taktgrenzen sind ihm meist egal. Wenn sein Gesang während einer der minutenlangen Instrumentalpassagen einmal aussetzt, um zu einem unbestimmten Zeitpunkt ganz bestimmt wieder loszulegen, klingt das, als wollte er sagen: Wir dominieren das hier nach Belieben. Vielleicht auch eine Fähigkeit, die nur eine gewachsene Band wie Spoon bieten kann.
© Laut