Amanda Shires gehört dieser Generation an, die in die Fußstapfen eines Waylon Jennings und ähnlichen Outlaws treten. Eine Art Nouvelle Vague, die den Karrieren von Jason Isbell (ihres Ehemannes), Chris Stapleton, Sturgill Simpson oder Margo Price zu verdanken ist. Die Violinistin und Rootsmusiksängerin Shires verkörpert eine geistige und poetische Präsenz, die einen unmöglich kalt lassen kann. Mit ihrem fünften Album lässt die Texanerin einen Champagnerkorken knallen. Sie vergisst zwar nicht ihre lyrische Seite, aber mit To The Sunset bringt sie neuen Schwung. Mit den verzerrten E-Gitarren in Eve’s Daughter, Pedaleffekten und leicht rauschendem Mikrofon bringt Eve Stimmung ins Paradies. Aber das vom unumgänglichen Dave Cobb produzierte Album besteht nicht nur aus reihenweise von Synthesizern und Rockrhythmen untermalten Titeln, aus denen die Sopranstimme herausleuchtet. Nein, Amanda Shires ist auch eine wahrhafte Songwriterin, die sich nicht auf ihren Kompositionen ausruht. To The Sunset bringt Themen wie Selbstvertrauen (Mirror, Mirror), Drogensucht oder auch Geisteskrankheit (Wasn't I Paying Attention) zur Sprache. Shires ist originell, kreativ, durchschlagend, subversiv, und sie sagt es uns: „I’m rock’n’roll and you’re golf!“. Das ist richtig zeitgenössische Poesie, die sie da im legendären RCA Studio A eingespielt hat, und nicht mit ihrem Mann, der an der Gitarre ist. Peter Levin ist am Keyboard, Jerry Pentecost am Schlagzeug und Cobb steht höchstpersönlich am Bass. Diese Platte ist eine Hommage an die Geschichte der Country-Musik und die amerikanische Musik im Allgemeinen. © Clara Bismuth/Qobuz