Es ist schlicht und einfach unmöglich, Alex Turner vorzuwerfen, dass er sich auf seinen Lorbeeren ausruht: Mit diesem sechsten Album machen die Arctic Monkeys nämlich genau das Gegenteil! Der Uppercut AM aus dem Jahr 2013 scheint wirklich Lichtjahre von dem herrlichen, gefühlsbetonten, melodiösen Soul Tranquility Base Hotel + Casino entfernt zu sein. Und schon nach den ersten Takten dieser Platte, die an die schwungvollen späten Sixties erinnert, versteht man, warum sich der Leader des Quartetts aus Sheffield bei Serge Gainsbourgs unumgänglichen Titel Melody Nelson inspiriert hat; ebenso bei dem wahnsinnigen und allzu unterschätzten Born To Be With You von Dion, den Phil Spector produziert hatte, aber auch beim Soundtrack, den François de Roubaix für Jean-Pierre Melvilles Der eiskalte Engel geschrieben hatte. In diesem Sinne übernimmt natürlich das Keyboard die Kontrolle und schickt die aggressiven Gitarren auf die Ersatzbank. Die Monkeys bleiben aber eine Gruppe mit einer Rockseele und manipulieren diese Einflüsse auf dieselbe Art wie ein paar ihrer älteren, berühmten Vorgänger, etwa David Bowie (an den man oft denken muss) oder Pulp. Tranquility Base Hotel + Casino sollte man lieber anhören, wenn man es sich in einer Ledercouch bequem gemacht hat als in einem Konzertsaal ohne Klimaanlage, schon mal deswegen, weil dadurch Inhalt und Niveau der Songs des Komponisten besser wahrgenommen werden können. Es sind Kompositionen, die alles andere als Eintagsfliegen sind und damit bestätigen, dass die Arctic Monkeys nicht nur eine von vielen englischen Rockgruppen sind… © Marc Zisman/Qobuz