Dieses achte Album von The National ist deswegen etwas Besonderes, weil sich nunmehr ein paar kleine, willkommene Sandkörner ins gut geölte Getriebe der amerikanischen Gruppe geschlichen haben, allein schon mit der Präsenz zahlreicher Sängerinnen, die dem Leader Matt Berninger bei den meisten Titeln zur Seite stehen. Besonders bemerkenswert ist die Präsentation von (David Bowies Bassistin) Gail Ann Dorsey in You Had Your Soul With You, sowie die ganz besonders leidenschaftlichen Interpretationen von Lisa Hannigan und Mina Tindle in So Far So Fast bzw. im herzergreifenden Oblivions. Warum gibt es aber plötzlich Frauen in der ausschließlich aus Männern bestehenden Gruppe? Das Album entstand nämlich, nachdem der Filmemacher Mike Mills der Gruppe The National den Vorschlag gemacht hatte, seinen etwa 30-minütigen Film I Am Easy to find, der zufällig eine Frau porträtiert, mit Songs zu untermalen. Der visuelle Zusammenhang hat also den geschäftigen Pop-Betrieb der Gruppe aus Brooklyn auf den Kopf gestellt. Übrigens ist dabei anzumerken, dass ab und an Anspielungen auf bestimmte Kinoklassiker gemacht werden, insbesondere auf William Wylers Roman Holiday (1953). Aber abgesehen von diesen Neuigkeiten in Bezug auf Kino und Frauen können die Fans von The National wie immer mit der gleichen legendären Melancholie der Gruppe sowohl in den Texten als auch in der Musik rechnen. Insbesondere sind dramatische Klangteppiche der Streicher in allen Titeln zu hören (einzige Ausnahme: in Where Is Her Head spielen die Violinen staccato) sowie ein regelmäßig wiederkehrendes, introspektives Klavierspiel (insbesondere im wunderschönen Light Years). Bryan Devendorfs einzigartige Rhythmen erzeugen einen besonderen Kontrast, da sie mal griffige und ruckweise (Rylan, The Pull of You) und dann wieder ganz feinfühlige Elemente (Hairpin Turns, I Am Easy to Find) mit sich bringen. © Nicolas Magenham/Qobuz