Der aus Missouri stammende Ian Fisher ist ein richtiges Phänomen im Bereich der Musik und genauso originell wie talentiert. Er ist Autor, Komponist und Interpret und hat mehr als tausend Songs zu verbuchen. Als Autodidakt arbeitete er sich durch die an Country- und Folk-Diskothek seines Vaters. Es ist also nur allzu verständlich, dass er eine gewisse Vorliebe für diese Musik aus den 70er Jahren entwickelt hat, die nun in seine eigenen Kompositionen eingeflossen ist. Der diplomierte amerikanische Politikwissenschaftler zeichnet sich durch unbeschwerte und einfache Kompositionen aus, denen aber dennoch relativ komplexe Ideen zugrunde liegen. Mit Idle Hands verschafft er sich erneut Platz im Country-Pop der 70er Jahre, wie wir ihn von Fleetwood Mac und Jackson Browne kennen, aber auch in der Nouvelle Vague à la Jason Isbell oder Sturgill Simpson. Gesang und Rhythmusparts wurden in Berlin aufgenommen. Die Streicherarrangements untermalen die Worte Fischers und der dänischen Sängerin Ida Wenøe, die an den Choreinlagen mitgearbeitet hat. Also eine delikate und zugleich starke Mischung. Idle Hands stellt die Liebeshungrigen, Frustrierten und Zukurzgekommenen in den Mittelpunkt, die sich ihre eigenen Herausforderungen schaffen, um dem elenden Gefühl von Langeweile zu entkommen. Der Opener ist eine unpathetische Klage mit dem Titel Tables Turn. Eine Mischung klassischer, am Klavier und auf der Violine gespielter Themen, zu denen die gitarristischen Verzerrungen einen klaren Kontrast bilden. Die Zuhörer mögen sich von den Fragen angesprochen fühlen oder nicht, jedenfalls übermittelt Fisher eine menschliche Botschaft, ohne gleich Trübsal zu blasen. In Road to Jordan begibt er sich auf die souligen Wege des Pop und in If I Could Buy You präsentiert er einen eher retrohaften Stil mit begleitender Vintage-Melodie am Synthesizer. Ein Album, das reibungslos die Nachfolge des im Jahre 2016 erschienenen und von Folk geprägten Albums Nero antritt. © Clara Bismuth/Qobuz