Slash ist nicht immer ein Arbeitstier gewesen, das aber war früher einmal. Seit der Auflösung der Velvet Revolver im Jahre 2008 reiht er Projekte und Tourneen zügig aneinander, entweder im Alleingang oder zusammen mit Guns N‘Roses. Zwar würde er es gerne als das Album einer Gruppe (The Conspirators) präsentieren, aber der Schein trügt, sein in großen Lettern auf dem Cover stehender Name ist nicht zu übersehen. Er steht nach wie vor im Mittelpunkt dieses vierten Soloalbums (des dritten mit The Conspirators), da mögen der singende Gitarrist Myles Kennedy sowie Todd Kerns (Bass) und Brent Fitz (Schlagzeug, Piano) in der Nebenrolle noch so verdienstvoll sein. Nach dem erfreulichen Doppel-Live-Album Live at the Roxy 25.09.14 hätte man erwarten können, dass er sich anderen Dingen widmet (wenn er schon nicht denselben Ehrgeiz an den Tag legt und ohne lange Gästeliste wie auf dem Album Slash), aber der Gitarrist blieb lieber dem Classic Rock treu, der nicht daran interessiert ist, nach unbekanntem Terrain Ausschau zu halten. Aber jetzt, seit er sich mit Axl Rose versöhnt hat und sein Leben mehr oder weniger ins Lot gekommen ist, hat er es denn nötig, die Dinge komplizierter zu machen als sie es sind? Er beherrscht sein Thema hundertprozentig und sein Spiel ist wirklich makellos, erst recht, nachdem ihm sein Produzent Michael Baskette einen erstklassigen Sound geboten hat, sogar in digitaler Fassung. Und das ist für einen großen Verfechter der Analogietechnik wie Slash eine Premiere. Es ist ja bekannt, dass er in Kennedy den idealen Weggefährten gefunden hat, der seine immer geschmackvollen, wenn auch nicht revolutionären Kompositionen wunderbar vervollständigt, und zwar in einem heiteren und positiven Ambiente. Das gilt umso mehr, weil sich Letzterer auf seinem Soloalbum Year of the Tiger auf total unabhängige Art zum Ausdruck bringen konnte. Das bietet uns reichlich Gelegenheit, in Erwartung eines neuen Guns N’Roses schöne Stunden zu verbringen… © Jean-Pierre Sabouret/Qobuz