Die neue Aufnahme von Jimin Oh-Havenith präsentiert drei der berühmtesten, schönsten, aber auch anspruchsvollsten Klaviersonaten Beethovens. Neben der dramatischen f-Moll-Sonate Op. 57 'Appassionata', spielt die Pianistin die späten Sonaten in E-Dur Op. 109 und - die letzte der 32 Klaviersonaten - in c-Moll Op. 111.
Die Erkundung und Überschreitung von Grenzen lässt sich als ein zentrales Motiv von Beethovens Komponieren benennen und das gilt insbesondere für seine Klaviermusik. Während der Variationssatz in der Appassionata noch von schroffen Ecksätzen mit veitstanzartigem Ende gerahmt wird, schließen Op. 109 und Op. 111 mit ausgedehnt-expressiven Variationssätzen. Mit dem Schlusssatz von Op. 109 und der ebenso schlicht anmutenden wie entrückt-anrührenden Arietta und ihren Metamorphosen der fünf Variationen in Op. 111 betritt Beethoven bislang unbekanntes Terrain. Dieses Neuland betrifft nicht nur die Ausdrucks-Extreme sondern auch die Anforderungen an das Instrument, dessen Tastatur-Umfang bis zur Neige ausgekostet und strapaziert wird. Den Schluss der c-Moll-Sonate erfährt der Hörer als einen Abschied von der Welt und von der Gattung Sonate selbst, aber auch als einen Anfang zu Neuem, Unbekannten.
Jimin Oh-Haveniths Interpretation überzeugt durch sorgfältig gewählte Tempi, die gleichermaßen eine plastische und transparente Darstellung der thematischen Strukturen und inneren Entwicklungen ermöglichen. Die Klarheit und Expressivität ihres Spiels lässt den Zuhörer Beethovens unerschöpfliche Imaginationskraft und die Transformation der poetischen Idee unmittelbar erleben. © Audite