Fred Hersch ist ein erstklassiger Jazz-Pianist, wenn auch weniger lautstark als ein Keith Jarrett und weniger von den Medien hochgespielt als ein Brad Mehldau (der übrigens sein Schüler war). Auf jedem Album dieses Musikers entdeckt man wahre Schätze an Improvisation und viele gnadenvolle Momente. Werke, die in den letzten Jahren noch intensiver erscheinen, wenn man diese Zeit im Leben des Künstlers genauer betrachtet. Dieses Leben hätte 2008 beinahe ein frühzeitiges Ende genommen. Der aidskranke Hersch liegt zwei Monate lang im Koma, aber wie durch ein Wunder kommt er davon. Anschließend verbringt er lange Wochen damit, wieder Klavier spielen zu lernen, und drei Jahre später folgt die Komposition My Coma Dreams, ein Stück über die Porosität zwischen Traum und Wirklichkeit. Und er veröffentlicht anschließend zahlreiche weitere Alben. Solo, im Trio, im Duo… Die im September 2017 erschienene Platte ist ein reines Solowerk, die elfte Einspielung dieser Art, bei der er seine eigene Musik mit der anderer mischt (Whisper Not von Benny Golson, Eronel von Monk, Zingaro von Antonio Carlos Jobim und sogar And So It Goes von Billy Joel, was weitaus überraschender ist!). Leute, die ihn kennen, überrascht Fred Hersch kaum mit seinem raffinierten Jazz. Mit seiner Fähigkeit, so zahlreiche und so herrliche Phrasierungen zu bieten. Und die anderen, die können sich über dieses Open Book hermachen, um so bald wie möglich mit der Hersch-Methode anzufangen…© MZ/Qobuz