Dieser Aufnahme der Trojaner von Berlioz (bei der konzertanten Aufführung im April 2017 live mitgeschnitten) verzeiht man gerne einige tontechnische Schwächen angesichts der erstklassigen musikalischen und stimmlichen Qualität der Solisten (mit einer großen Mehrheit an französischen Stimmen, Stéphane Degout an der Spitze), der Straßburger Philharmoniker und der drei Chöre. Das Werk benötigt ein riesiges Choraufgebot, das sich aus dem Chor der Opéra National du Rhin, dem Badischen Staatsopernchor und den Chören der Straßburger Philharmoniker zusammensetzt. Der Aufnahme liegt selbstverständlich der vollständige Urtext zugrunde, weshalb man das Werk Die Trojaner so zu hören bekommt, wie es 1863 aufgeführt wurde, bevor das Théâtre Lyrique in einem großen Massaker aus den Akten I und II beziehungsweise III bis V zwei getrennte Opern machte (Die Einnahme von Troja und Die Trojaner in Karthago), die dem Gesamtwerk kaum gerecht wurden. Die Oper zeichnet sich durch Berlioz‘ großen orchestralen Erfindungsreichtum aus. Der Komponist zeigte sich bei jedem neuen Werk höchst innovativ, präsentierte jedes Mal sozusagen avantgardistische Prototypen und ruhte sich niemals auf seinen Lorbeeren aus. Es soll noch auf die sechs Bügelhörner, die Adolphe Sax kurz zuvor erfunden hatte (und die Berlioz meisterhaft beherrschte, auch wenn er diese Instrumente fast nie in seinen Werken einsetzte, vermutlich aufgrund der ungenügenden Qualität der Instrumentalisten), die Bassklarinette und die große Anzahl an Schlaginstrumenten hingewiesen werden, unter denen sich einige für die damalige Zeit ausgesprochene Raritäten befinden: antike Zimbeln, Darbuka, Tam-Tam, Donnerblech usw. Die vorliegende Einspielung ist ein Meilenstein in der Berlioz’schen Diskographie. © SM/Qobuz