„Die musikalische Erfindung ist bei mir die Frucht beharrlicher und mühsamer Arbeit. Es fällt mir schwer zu schreiben, und ich komme immer wieder auf das zurück, was ich schon zu Papier gebracht habe. Von der Orgel und dem Orchester fühle ich mich am meisten angezogen: Diese beiden Klangwelten, Orgel und Orchester, sind so unerschöpflich, dass sie – wie ich meine – vielfältige Möglichkeiten der Erneuerung bieten.“ Mit diesen Worten beschreibt Maurice Duruflé (1902−1986) sein von immer neuen Zweifeln und Skrupeln geprägtes Schaffen als Komponist. Sie erklären auch, weshalb sein Gesamtwerk geistlicher Orgel- und Vokalmusik nur 14 mit Opuszahl versehene Werke umfasst, die von der Gregorianik, der Spätromantik und dem französischen Impressionismus stark beeinflusst sind. Bei der Komposition des Requiems schloss er sich an die spirituelle, kontemplative Ästhetik von Gabriel Faurés Gattungsbeitrag an. Auch dieser hatte nicht die Dramatik des Jüngsten Gerichts in den Mittelpunkt der Komposition gestellt, sondern die geistige Auseinandersetzung mit dem Tod, die mit Empfindungen wie Sanftmut und Hoffnung gepaart ist. Damit kehrte Duruflé den romantischen Requiem-Vertonungen eines Hector Berlioz oder Giuseppe Verdi, die mit ihrem Hang zum Grandiosen und Opernhaften eine Art apokalyptisches Fresko gezeichnet hatten, den Rücken. Er verzichtete wie schon Fauré auf die dramatische Ausgestaltung des „Dies irae“ und stellte stattdessen die Idee der Auferstehung ins Zentrum seiner Deutung. Genau wie bei Duruflé kann man in fast allen Werken Respighis nach 1920 den Niederschlag der gregorianischen Kunst finden. Dass diese puristischen Melodien zusammen mit dem System der alten Kirchentonarten auf Respighi eine große Faszination ausübten, lässt sich insofern gut nachvollziehen, als sie den größtmöglichen Gegensatz zur überhitzten, chromatisch verfeinerten Harmonik der Veristen und Nach-Wagnerianer darstellten. Der Ausweg in die Atonalität kam für Respighi nie in Frage; im archaisch-herben Charakter der Gregorianik aber erkannte er ein innovatives Potenzial. Nur zu gerne ließ Respighi die neu gewonnenen Erkenntnisse in ein Violinkonzert, eben das 1921 komponierte Concerto gregoriano. Zu Respighis Bedauern erhielt das die Uraufführung des Werkes nur mäßigen Zuspruch; auf eine adäquate Umsetzung wartete der Komponist Zeit seines Lebens vergeblich. Sicherlich wird diese Neueinspielung des Geigers Henry Raudales dem Werk ein neues Leben verschaffen.