Haben sich hier zwei Label abgesprochen und nahezu zeitgleich große Musik zeitgenössischer Komponisten aus dem kleinen Luxemburg auf zwei Alben veröffentlicht, die sich auf das Schönste ergänzen? Je fünf Werke sind auf jedem Album, alle im Zeitraum der vergangenen zehn Jahre entstanden und alle als Weltersteinspielungen. Die Orchesterwerke (Naxos) präsentieren sich im Großen und Ganzen eher extrovertiert, während die Kammerkompositionen schon allein aufgrund der aparten Besetzungen wie Flöte, Klarinette, Klavier, Violine, Viola, Cello oft einen eher introvertierten Charakter haben.
Der schönste „Zufall“ ist aber, dass es sich hier durchweg um hörenswerte, ja vielmehr spannende Gegenwartsmusik handelt, die das polyglotte Mini-Land in seinen vielen Facetten akustisch intensiv erfahrbar macht. Auch wenn die Werke des Toccata-Albums ein Hauch von Fin de Siècle umweht – das gilt besonders für die „Lieder des Herbstes“ von Camille Kreger und „No Hue Of Afternoon“ von Marcel Reuter –, so ist diese Musik (genau wie die des Naxos-Albums) doch mit jeder Faser in der Jetztzeit verankert. „Meine Absicht war es, eine Musik zu schreiben, die – abseits moderner Strömungen oder Modeerscheinungen – den Zuhörer unmittelbar erreicht“, schreibt Marco Pütz im Naxos-Booklet über sein Werk „Moods“. Das gilt letztlich für alle Werke. Dank der hoch engagierten Darbietungen sind zwei grandiose „Komplementär-Alben“ gelungen.
© Schäfer, Burkhard / www.fonoforum.de