Im 18. Jahrhundert schrieben viele neue Komponisten in großem Ausmaß „reine Musik“ und nicht mehr vorwiegend Vokalmusik, sowohl im Bereich der geistlichen Musik als auch im Bereich der Oper. Die neuen Werke waren in erster Linie für die großen Musikamateure gedacht, insbesondere Saloncembalisten. Daher die Überschriften, die von „Stücken für Cembalo mit Violinbegleitung“ sprechen, denn man kann den Violinpart auch weglassen, der übrigens nicht wirklich von virtuoser Schwierigkeit ist. Daraus folgt natürlich, dass die Cembalopartie nicht nur als einfaches Continuo, sondern als ein echtes und zwar ziemlich virtuoses Werk für Cembalo konzipiert wurde – aber dennoch durchaus in der Reichweite eines Amateur-Cembalisten blieb. Dagegen könnte der Amateurgeiger desselben Niveaus höchstens ein schreckliches Miauen aus seinem Instrument hervorbringen! Die hier vorgestellten Komponisten wurden zwischen 1705 und 1720 geboren, und sind zwischen 1770 und 1799 gestorben, also lange nach Mozart
Als er 1740 seine Pièces de clavecin en sonates avec accompagnement de violon veröffentlichte, zeigte sich Mondonville als Wegbereiter – sogar die Pièces de clavecin en concert von Rameau, der doch viel älter war als er, stammen aus dem folgenden Jahr. 1742 folgte Corette mit seinen eigenen Sonates pour le clavecin avec accompagnement de violon und im Jahr darauf gab Clément seine Sonates en trio pour un clavecin et un violon heraus – der Violinpart ist hierbei stärker betont als bei seinen Vorgängern. 1745 steigerte Guillemain mit seinen Pièces de clavecin avec accompagnement de violon die Schwierigkeit um einiges. Die sehr italienische Violinpartie wird unverzichtbar und spielt keineswegs nur eine begleitende Rolle – ein Trick des Herausgebers, um die Partitur Amateuren schmackhafter zu machen? – während sich der Cembalopart regelrecht als virtuos erweist.
1747 war Marchand mit seinen Pièces de clavecin avec accompagnement de violon, hautbois, violoncelle ou viole an der Reihe: der Komponist war hier sehr großzügig! 1748 trat Balbastre dem Zirkel der Kammermusiker bei, was zeigt, dass aus Mode inzwischen eine feste Einrichtung geworden war. Der letzte auf unserer Liste ist Duphly, der in seinem Troisième livre de clavecin die Möglichkeit anbot, eine Violinstimme hinzuzufügen – für Amateure verschiedenen Niveaus sicher eher geeignet. Der Cembalist Philippe Grisvard ist bei Poème Harmonique, dem Chamber Orchestra of Europe, den Nouveaux Caractères und vielen anderen großen barocken und klassischen Ensembles weltweit Stammgast, während der Geiger Johannes Pramsohler, der 2008 das Ensemble Diderot gegründet hat, seine Talente als Konzertmeister dem King’s Consort, dem Concert d’Astrée sowie dem Barockensemble Concerto Melante zur Verfügung stellt, aus dem er ursprünglich stammt. © Marc Trautmann/Qobuz