Keine Oper Sinn ähnelt tatsächlich Acis and Galatea von Händel - vermutlich aus dem Jahr 1718 - sondern vielmehr der englischen Gattung der Masque oder der Pastorale, auch wenn ihre Dauer von eineinhalb Stunden an die Opern der damaligen Zeit erinnert… Offenbar schrieb Händel in dieser politisch unruhigen Zeit, in der das Royal Theatre mehr Tiefen als Höhen erlebte, für einen reichen privaten Mäzen. James Brydge, der Herzog von Carnavon, hatte an seinem Landsitz eine kleine Truppe von Sängern und Musikern sowie einen Chor versammelt und gönnte sich zu seinem Privatvergnügen qualitativ hochwertige Aufführungen. Das Werk wird natürlich auf Englisch gesungen. Die originelle Instrumentierung bedient sich der Sopranino-Blockflöte für die Darstellung von Vogelstimmen und enthält zahlreiche theatrale Kunstgriffe, die den Charakter der verschiedenen Rollen unterstreichen. Zwanzig Jahre später überarbeitete Händel sein Werk für öffentliche Aufführungen in London. Auf der vorliegenden CD wurde jedoch die Originalversion von 1718 aufgenommen. Eleganz, Sinnlichkeit, eine gute Portion Humor - trotz des manchmal sehr düsteren Themas, das zu den besten Händels gehört. Es ist bemerkenswert, dass der Komponist praktisch völlig auf sein übliches „Recycling“ verzichtete. Außer einer Arie ist die Musik hier ganz original und wurde auch nicht in anderen Werken wiederverwendet. Man muss sagen, dass Acis and Galatea zu Händels Lebzeiten eines der am meisten gespielten Werke war, sodass er es sich nicht erlauben konnte, die Nummern weiterzuverwenden, wie er es mit weniger bekannten Stücken hätte tun können. Die Early Opera Company unter der Leitung von Christian Curnyn beweist uns hier, dass private Operngesellschaften mit Unterstützung von „Crowdfunding“ und Spenden großzügiger Mäzene gute Aussichten haben. © SM/Qobuz