Die Wege des Marktes sind unergründlich: So kann es geschehen, dass ein französischer Pianist seine Aufnahmen in England realisiert (Jean-Efflam Bavouzet bei Chandos Records), während ein englischer Pianist, Paul Lewis, all seine Alben beim französischen Label Harmonia Mundi aufnimmt. Den beiden ist ihre Liebe zu Haydn gemeinsam. Während der Franzose die Sonaten des österreichischen Komponisten sofort aufnimmt, beschäftigt sich Paul Lewis zunächst mit den 32 Sonaten von Beethoven sowie mit denen Schuberts, bevor er sich den Ursprüngen dieses Repertoires zuwendet. Für sein erstes, nur Haydn gewidmetes Album, hat er vier Sonaten ausgewählt, Nr. 32, 40, 49 und 50, in denen er sein gesamtes Register an Ausdrucksmöglichkeiten zum Einsatz bringt und die etwas abschätzige Betrachtungsweise von „Papa Haydn“, wie man diesen genialen Komponisten zu lange genannt hat, ein für alle Mal hinter sich gelassen. Unter den Händen von Paul Lewis ist Haydns Musik nicht die eines – wenn auch noch so genialen – Vorläufers, sondern die des Wiener Klassikers, den er nuancenreich, mit flüssigem, wunderschön plastischen Klang interpretiert. Er lässt das Klavier singen und unterstreicht gleichermaßen den Schalk und die Lebensfreude wie auch die eher melancholischen Passagen in Haydns Musik. © François Hudry/Qobuz