Es ist vielleicht ein bisschen an den Haaren herbeigezogen, wenn man sagt, dass dieses Album Karg-Elert gewidmet ist, da mehr als ein Drittel davon eigentlich aus Sibelius’ Pelléas und Mélisande besteht und von Karg-Elert für Klavier und Harmonium arrangiert wurde. Tatsache ist aber, dass Struktur, Klangkonzept und Balance von diesem Harmonium-Spezialisten entwickelt wurden. Genauer gesagt ist er eine Experte für Kunstharmonium, ein Instrument, das vom französischen Instrumentenbauer Mustel erfunden wurde (dem wir auch die Celesta verdanken) und zahllose technische Möglichkeiten bietet, die beim einfachen Harmonium nicht bestehen. Neben seinem Arrangement von Sibelius’ Werk kann man hier zwei seiner wichtigsten Kompositionen für Klavier und Kunstharmonium hören, eigenartige, unkonventionelle Werke, die vielfachen Einflüssen ausgesetzt sind und von denen man sich kaum vorstellen kann, dass sie in einem einzigen Schmelztiegel entstanden sind – Reger, ein bisschen Jazz, Bach, Skrjabin, Grieg, Vierne, Debussy, Spätromantik zusammen mit Impressionismus und ein paar expressionistischen Tropfen…Das ist also Karg-Elert. Die Kombination von Klavier und Harmonium (beim Publikum dank Rossinis Petite messe solennelle bekannt, was beweist, dass der instrumentale Schmelzprozess erfolgreich war) ist nach wie vor ungewohnt, umso mehr als es sozusagen unmöglich ist, die Instrumente jeweils dem anderen entsprechend zu stimmen; daher kommt es zu „Flattereffekten“, ganz eigenartigen Lautverschiebungen, die natürlich bei jeder neuen Aufführung, bei jeder neuen Einspielung immer wieder von neuem entstehen. Eine Musik in ständiger Bewegung sozusagen. © SM/Qobuz