Die mehrsprachige norwegische Sängerin und Liedermacherin Silje Nergaard (die sich im Alter von 16 Jahren als Jazzsängerin etablierte, nachdem sie an einer improvisierten Jam-Session mit Jaco Pastorious teilgenommen hatte) hat hier ein Konzeptalbum zusammengestellt, das aus zwei Sessions mit unterschiedlichen Produktionsstilen besteht. Auf dem ersten Teil dieses Projekts - Japanese Blue - spielt Nergaard ihre größten Hits in spartanischen, markanten Arrangements mit nur akustischer Klavierbegleitung von Espen Berg ein. Klanglich fängt die hier vorliegende hochauflösende Aufnahme eine knackige, detaillierte, natürliche Musikalität ein. Ältere Lieder wie Be Still My Heart und das großartige Based on a Thousand True Stories profitieren eindeutig von ihrer jahrelangen Erfahrung und den unzähligen Live-Performances. Sie verleiht auch Freddie Mercurys Love of My Life eine wunderbar traurige Note und gibt eine glaubwürdige Darbietung des Louis-Armstrong-Hits What a Wonderful World zum Besten.
Hamar Railway Station, das zweite Set, besteht aus acht neuen Songs, die sie mit einer Elektroband aufgenommen hat und bei denen sie auf Englisch singt (mit der Unterstützung ihres langjährigen Texterpartners Mike McGurk), bevor sie sie auf Norwegisch wiederholt. Aufgenommen wurde dieser Teil in einem kraftvollren, synthesizergeführten Stil, bei dem Andreas Ulvo's Minimoog und Fender Rhodes willkommene Texturen hinzufügen. Der volle Band-Bounce und der vielschichtige Background-Gesang in Songs wie Train of Fragile Hearts und The Night Traveller sorgen für hellen, weichen 80er-Jahre-Rock, der von Liebe und Schmerz spricht und dabei viel Innovation und Nervosität vermeidet. Welche Session stellt Nergaards wahre Berufung dar? Oder ist sie eine facettenreiche Künstlerin, die alles kann? Die Kontraste auf Silje Nergaard werfen faszinierende Fragen auf. © Robert Baird/Qobuz