Weihnachten ist einer der wichtigsten Feiertage in der lutherischen Liturgie. Bach feierte sein erstes Jahr in Leipzig (1723) mit großem Glanz. Am Morgen des 25. Dezember erklang seine Kantate Christen, ätzet diesen Tag, BWV 63 in der Thomaskirche. Die Kantate beginnt und endet mit einem großen Chor und bildet so ein perfektes Präludium zum Magnificat, BWV 243A, das bei der Nachmittagsvesper aufgeführt wurde. Der junge Dirigent Valentin Tournet (er ist 23 Jahre alt!) befasst sich mit weniger bekannten Aspekten Bachs großer Werke. Für die erste CD seines Ensembles beschloss er daher, die erste Fassung des Magnificat aufzunehmen. Sie steht in Es-Dur, einer bei den Hörnern berüchtigten Tonart, und bevorzugt die Blockflöten mit ihrem pastoralem Timbre gegenüber den Traversflöten. Das Werk, das viel seltener gespielt und aufgenommen wird als die im Jahr 1743 überarbeitete Fassung (in D-Dur, unter BWV 243 geführt), wird hier zusammen mit den vier Laudes für den Weihnachtstag dargeboten. Valentin Tournet hat diese beiden Werke mit Mut und Talent in Angriff genommen, und ihm ist dank klarer und kluger Entscheidungen eine besonders brillante Version gelungen. Als Gambist ist er sehr sensibel für die vitale Energie, die das Cello freisetzen kann, solange es nicht von der Orgel erdrückt wird. Die Begeisterung breitet sich umso mehr aus, wenn sich die Solisten nicht nur auf ihre Arien beschränken, sondern auch mit dem Chor singen. Dieses Album glänzt durch vollständige Kontinuität und wirkliche gemeinsame Ergriffenheit. © Elsa Siffert/Qobuz