Bruce Springsteen hat den Fall Dion DiMucci auf den Punkt gebracht: er ist das fehlende Kettenglied zwischen Frank Sinatra und dem Rock’n’Roll. Seit seinen Erfolgen mit The Belmonts, diesem Rolls Royce des Doo-Wop-Stils in den 50er und 60er Jahren, und dem Beginn seiner Solokarriere als Sänger, war er aus New York nicht mehr wegzudenken. Das Album aus dem Jahr 2016, dieses treffend genannte New York Is My Home, verdeutlicht dies am besten. Ja, die Stadt des Big Apple, aber genauso des Blues, ein Genre, das er oft auf sehr persönliche Weise in Angriff nahm. Dieser Blues steht auf dem Album mit dem gleichsam kennzeichnenden Titel im Mittelpunkt: Blues With Friends. Und was für Freunde! Der Boss nämlich und seine Frau Patti Scialfa, aber auch Jeff Beck, Paul Simon, Billy Gibbons, Brian Setzer, Van Morrison, Joe Louis Walker, Joe Bonamassa, John Hammond, Sonny Landreth, Rory Block, Stevie Van Zandt… Eine richtige Festtafel, zu der nur die Größten eingeladen wurden. Das ist vor allem ein Beweis dafür, dass Dions Aura nichts eingebüßt hat, auch nicht mit seinen mehr als 80 Jahren… „Ich wollte ein Album voller schlagkräftiger und denkwürdiger Songs, die Geschichten erzählen, solche, die es wert sind erzählt zu werden. Der Blues ist der Brennpunkt meiner Musik seit den sechziger Jahren. The Wanderer war ein Blues mit nur 12 Takten und als ich bei Columbia einstieg, ließ ich mich schon von Willie Dixon und Jimmy Reed beflügeln, womit ich meine Vorgesetzten aus der Fassung brachte.“ Trotz der kunterbunten Gästereihe bleibt sich Dion selbst treu, und zwar von Anfang bis Ende dieser Platte des Jahres 2020, die bei Bonamassas Label Keeping The Blues Alive Records erscheint, und es sind eher seine Sidemen, die sich seiner Vision unterordnen. Mit den Jahren ist seine magische Stimme etwas rauer geworden, und damit passt sie noch besser zur Sprache des Blues, denn mit diesem Genre muss ganz sorgfältig umgegangen werden, wie Bob Dylan es so treffend im Covertext seiner Platte beschreibt. Immer zeigt dieser Blues einen Bezug zum Alltag, wie etwa der Song for Sam Cooke (Here in America). Das ergibt zusammen mit Paul Simon ein einschlägiges Duett über die Segregation in den amerikanischen Südstaaten zu Beginn der 1960er Jahre, und dadurch, dass dieses elegante Blues With Friends gerade jetzt erscheint, wo Amerika in Flammen aufgeht, klingt es umso beeindruckender. © Marc Zisman/Qobuz
*Notes for Blues with Friends by Bob Dylan: With a Vaudevillian Father and the Doo-wop street corners of the Bronx as teachers, Dion learned early on that the way to be heard and reach hearts was to sing in his own rhythmic voice. And when you have a voice as deep and wide as Dion’s, that voice can take you all the way around the world and then all the way back home to the blues. You have to be careful with the blues. They’re strong with lust and you can overpay for them, but they quote the law. It’s a shame more people don’t follow that law. Guy Mitchell sang that he never felt more like singing the blues and we know what he meant. It is an honor for honor’s sake. Dion knows how to sing and he knows just the right way to craft these songs, these blues songs. He’s got some friends here to help him out, some true luminaries. But in the end it’s Dion by himself alone, and that masterful voice of his that will keep you returning to share these blues songs with him. – Bob Dylan