Die Komponisten des vorliegenden Albums - Aniello Santangelo, Gennaro Manna und Ferdinando Lizio - erhielten ihre Ausbildung in Neapel, wo sie auch zeitlebens arbeiteten, und zwar als Musiklehrer in den vier hervorragenden städtischen Konservatorien und als Instrumentalisten an den fünf Theatern der Stadt. Santangelo zum Beispiel war zwischen 1732 und 1737 Geiger am Teatro de Fiorentini, am Teatro Nuovo und am Teatro San Carlo. Anschließend unterrichtete er von 1759 bis 1771 am Konservatorium La Pietà dei Turchini Geige, Bratsche, Cello und Kontrabass, neben seinem Kollegen Ferdinando Lizio, Professor für Oboe, Querflöte, Blockflöte und Fagott. Höchstwahrscheinlich schrieb Santangelo zahlreiche Werke für didaktische Zwecke, darunter dieses unveröffentlichte Trio für zwei Violinen und Basso Continuo nach dem Modell der klassischen Sonata da Chiesa (Kirchensonate): eine langsame und eine schnelle Fuge sowie zwei Tänze. Die Sonate bietet sehr lyrische und gefühlvolle Momente, die mit einfachen musikalischen Mitteln realisiert wurden, von hochdramatisch bis leicht und oberflächlich – typisch neapolitanisch.
Das Album wird mit zwei Stücken für obligates Fagott fortgesetzt: der geistlichen Motette O mundi infelix vita! für Solobass und Fagott von Manna und einem Konzert von Lizio. Dieses Konzert schien in den 1760er Jahren ein verbindliches Unterrichtswerk gewesen zu sein; es wurde von Lizios Fagottschüler sogar bei der Aufnahmeprüfung am Konservatorium La Pietá gespielt. Das Album des Ensembles Abchordis beginnt mit dem breit angelegten Dies Irae von Manna, das in der Mitte des 18. Jahrhunderts geschrieben wurde und in dem man starke Ähnlichkeiten zu einem früheren Werk von Francesco Feo entdeckt. In diesem Fall wäre Mannas Beitrag eher bescheiden, aber dennoch ausreichend, da er eine Horn-Partie hinzugefügt (sehr originell, zugegeben, im Tuba mirum, im Oro supplex und im Rex tremendae) und teilweise die Besetzung der Stimmen verändert hat. Da hier aus dem handschriftlichen Manuskript von Manna gespielt wird, haben die Interpreten ihm die Vaterschaft zugesprochen – jedoch nicht ohne die von Feo auch zu erwähnen. © SM/Qobuz