„Vetternwirtschaft!“ werden bestimmt einige ausrufen. Der Begriff ist hier im wahrsten Sinne des Wortes zu verstehen, denn Francesco Feo war der Onkel von Gennaro Manna und dieser war seinerseits der Onkel von Gaetano Manna. Hier liegt uns daher sakrale Musik dieser neapolitanischen Familie über drei Generationen vor. Francesco Feo (1691-1761), mehr oder weniger Zeitgenosse von Bach, ist hier mit seiner Kantate für Solostimme und Streichinstrumente La sinderesi vertreten - ein im strengen Sinne nicht liturgisches Werk, jedoch für private Andachten im Rahmen der Familie, oder für die eingeschränkte Verwendung durch eine Kongregation geeignet. Sein Neffe Gennaro Manna (1715-1779) – Zeitgenosse von Gluck – hat es in der neapolitanischen Musikwelt dank seiner zahlreichen Opern und der nicht weniger zahlreichen kirchenmusikalischen Werke, darunter Lamentazione terza del Giovedì Santo, (Dritte Lamentation zum Gründonnerstag), die für die Karwoche im Jahr 1730 geschrieben wurde, zu beachtlicher Berühmtheit gebracht. Der Stil erinnert an den eines anderen berühmten Neapolitaners, nämlich Pergolesi. Nicht dass es eine Beeinflussung gegeben habe, die beiden Komponisten lebten genau zur gleichen Zeit. Der neapolitanische Stil ist jedoch in der Melodieführung, den Harmonien sowie der gesamten Architektur des Werks deutlich erkennbar. Der Neffe Gaetano Manna (1751-1804) schließlich, Zeitgenosse von Cimarosa und Mozart, hat in den 1780er Jahren Lamentazione seconda del Giovedì Santo, (Zweite Lamentation zum Gründonnerstag) geschrieben. Sein Stil ist bereits viel „galanter“, ohne Zweifel an Mozart angelehnt und deutlich weniger als sein Onkel vom Inhalt der Lamentation betroffen.