Viktor Kalabis (1923-2006), eine der bedeutendsten Figuren der tschechischen Musik des 20. Jahrhunderts, schrieb etwa achtzigWerke, überwiegend Instrumentalstücke, darunter mehrere für seine Gattin, die weltbekannte Cembalistin Zuzana Růžičková. Sein symponisches Schaffen wurde u.A. von hochkarätige Musiker wie Rojdestvenski, Sawallisch, Jiří Kout, Mácal, Ančerl, Václav Neumann, Manuel Rosenthal und Herbert Blomstedt verteidigt, um nur einige zu nennen. Dem Komponisten ging es nach seinen eigenen Worten immer darum, Musik zu schreiben, deren Wurzeln in seinem Land lagen, aber auch Musik für gebildete Zuhörer. Er fand natürlich auch im Schaffen von Klassikern des zwanzigsten Jahrhunderts Inspiration, doch offensichtlich gelangte er im Laufe der Jahre zu einer eigenen Synthese. Diese erscheint als Alternative zu den rationalen Kompositionstechniken nach dem Zweiten Weltkrieg – in Schaffen von Kalabis handelte es sich auch um einen nichtromantischen Stil, der jedoch dem musikalischen Neoklassizismus näherstand.
Die drei Kammerkompositionen dieses Albums, drei Sonaten – Cello, Klarinette, Violine – sind typische Ausprägungen seines musikalischen Denkens in reifen Jahren. Die Violoncello-Sonate (1968), die dramatisch und tragisch, wild, trotzig und stolz, aber auch meditativ und resigniert anmutet, widerspiegelt klar das Zeitgeschehen. Der vielversprechende Prozess der Wiedergeburt in der Zeit des Prager Frühlings wurde gestoppt und durch die gewaltsame Okkupation des Landes durch die Sowjetarmee und weitere Armeen der Warschauer Vertragsstaaten. Auch die Klarinettensonate (1969) spiegelt Drama, Trauer und Leid, die erschütternde Hilflosigkeit des Lebens hinter dem Eisernen Vorhang. Dagegen stellt die elliptische Violinsonate (1982) einen hellen und viel optimistischere bei Supraphon bietet die vorliegende Aufnahme einen weiteren Einblick in das musikalische Universum des Komponisten. Bis zu Kalabis Tod in 2006, scheint seiner Kammermusik deutlich die zeitgenössischen Ereignisse zu schildern. © SM/Qobuz