Hinter dem seltsamen Namen Time Is A Blind Guide steckt ein von Thomas Strønen geleitetes Kollektiv. Eine neue Variante dieser Akustikgruppe präsentiert der Schlagzeuger und Komponist aus Oslo mit Lucus, und zwar in der vereinfachten Form eines Quintetts, bei dem die japanische Pianistin Ayumi Tanaka einen besonderen Platz einnimmt. Sie beschreibt ihre improvisatorische Arbeit als Versuch, zwischen Japan und Norwegen Assoziationen herzustellen, und diese Tendenz unterstützt der Norweger von Anfang bis Ende der Platte mit einer recht hell strahlenden orchestralen Kompositionsweise, bei der er auf konkretes Raumgefühl einen besonderen Wert legt. Wie schon auf dem ersten gleichnamigen Album Time Is A Blind Guide, das 2015 herauskam, gibt es auch hier umwerfende Einlagen von Streicherexperten, denn aus dem Quintett lässt sich, wenn man will, sowohl ein Streichertrio als auch ein Klaviertrio machen. Manfred Eichers raffinierter Produktion ist es zu verdanken, dass Textur und Struktur der Klangwelt dieser Gruppe bis ins kleinste Detail wiedergegeben werden, und dass man somit – unter den außergewöhnlichen akustischen Bedingungen des Auditorio Stelio Molo in Lugano – vor allem ihre Obertöne mit dieser traumhaften Aura heraushören kann. Ein Klang, der mit dieser Musik zusammen, die sowohl aus dem Jazz also auch aus improvisierter Musik, Folklore oder klassischer Musik des 20. Jahrhunderts hervorgegangen ist, Hand in Hand geht. Lucus wurde von Herrn ECM höchstpersönlich produziert und neben Strønen und Tanaka hört man noch den Violonisten Håkon Aase, den Cellisten Lucy Railton und den Kontrabassisten Ole Morten Vågan. © CM/Qobuz