Jan Willem de Vriend hat nach dem Studium am Konservatorium von Amsterdam und am Königlichen Konservatorium Den Haag seine Karriere als Geiger begonnen. Aber schon damals reizte ihn der Taktstock und er dirigierte Opern und Operetten in den Produktionen des Konservatoriums. 1982 gründete er das berühmte Combattimento Consort Amsterdam, das sich auf Musik des 17. und 18. Jahrhunderts spezialisiert hat, und das er von der Geige aus leitete. 2013 legte er endgültig den Geigenbogen in den Kasten und widmet sich seither ausschließlich seiner Tätigkeit als Dirigent. Wir konnten ihn an der Spitze des Concertgebouw Amsterdam, des Mozarteums in Salzbourg, des SWR Stuttgart und vielen anderen Orchestern erleben – darunter auch das hier aufgenommene Residentie Orkest The Hague, mit dem er die kompletten Schubert-Sinfonien einspielt. Hier liegt uns das erste Album vor, mit der Zweiten Sinfonie in B-Dur von 1815 – der Komponist war damals erst 17 Jahre alt, aber welche Reife! – dessen Scherzo ungewöhnlicherweise in Moll steht, und der Vierten Tragischen aus dem Jahr 1816, die erste in einer Molltonart. Die Zusatzbezeichnung entspringt ausnahmsweise einmal nicht der Fantasie eines Herausgebers, sondern wurde von Schubert selbst hinzugefügt, und zu Recht. De Vriend, der aus der Barockbewegung stammt, dosiert gekonnt das klangliche Gleichgewicht im Orchester und hebt die Klarheit der Linien hervor. © SM/Qobuz