Zwar entwickelt sich Emile Parisiens Kunst im Laufe der Einspielungen jedes Mal ein Stück weiter, aber mit seinen reichhaltigen Improvisationen sowie seinem durchschlagenden Spiel legt er Jahr um Jahr immer noch einen Zahn zu. Für sein mit seinem Quintett 2016 veröffentlichtes Debütalbum Sfumato holte der aus dem französischen Cahors stammende Saxofonist den Gitarristen Manu Codjia, den Kontrabassisten Simon Tailleu, den Schlagzeuger Mario Costa und den Pianisten Joachim Kühn ins Studio. Bei vier von insgesamt elf Themen wird die Gruppe vom Gaststar Michel Portal an der Bassklarinette und vom Akkordeonisten Vincent Peirani begleitet. Diese Clique virtuoser Musiker, die keine ausgetretenen Pfade gehen und bewusst auf Freiheit pochen, präsentierten einen Jazz, den man wohl (bequemlichkeitshalber) als europäisch bezeichnet. Ein Jazz, der das Erbe des gelobten Landes Amerika und volkstümliche sowie klassische Musik miteinander verknüpft. Eine dementsprechend weitläufige Kartografie. Hinter seiner libertären Fassade dirigierte Parisien seine Truppe mit einem einzigen Ziel vor Augen: zuhören und dialogbereit sein. Egal, ob die Sequenzen nun vulkanisch aufbrausend oder lustig, sentimental oder schelmisch sind, diese Musiker hier haben die ganze Zeit einander zugehört, miteinander geredet, gegenseitig Fragen gestellt und beantwortet. Ein Jahr später, mitten im Sommer 2017, war diese ganze feine Gesellschaft beim Jazz-Festival in Marciac vertreten, um den in diesem Zusammenhang ebenso großartigen Dialog erst recht ohne jede Zurückhaltung weiterzuführen. Wie schon beim Studioalbum bringt die Zusammenarbeit mit Peirani auch hier wieder seine herrliche Komplizenschaft zur Geltung. Emile Parisien hat zu dieser Fiesta einen weiteren überraschenden Gast eingeladen: Wynton Marsalis, den auf Lebenszeit ernannten Paten beim Festival de Marciac. Der großartige Trompeter aus New Orleans macht diese Fiesta mit seinen stets willkommenen Einlagen nur noch fantastischer. © Marc Zisman/Qobuz