Henry Lawes (1595-1662) und John Wilson (1595-1674) waren Kollegen in Oxford, Mitglieder der King’s Musick und arbeiteten bei der Chapel Royal. Die zwei Freunde bilden das ideale Tandem für dieses Album. Dieses dramatische Programm enthält 22 Lieder von Henry Lawes, in denen die recht vertraulichen Gedanken und Gefühle eines jungen Mannes zu hören sind, der vielleicht unglücklich in eine Frau höheren Standes verliebt ist. Kombiniert werden sie mit den rätselhaften, bezaubernd schönen Präludien von John Wilson. Diese mit entschieden nüchterner Besetzung entstandene Einspielung (die Stimme von David Munderloh, die zwölfchörige Laute des nunmehr berühmten Julian Behr und die Gambe von Silvia Tecardi) führt uns in die einmalige Musikwelt Englands in der Mitte des 17. Jahrhunderts und bietet somit eine kleine Übersicht über dieses reichhaltige Repertoire. Das ist umso zutreffender, als 18 Lieder davon zum ersten Mal auf Platte veröffentlicht werden. Lawes Leben umfasst vier recht unterschiedliche und äußerst bewegte Epochen der englischen Geschichte: Er kommt in den letzten Jahren der Tudor-Herrschaft unter Elizabeth I. zur Welt und wächst unter den Stuart-Königen auf; anschließend durchlebt er – mehr recht als schlecht – den Bürgerkrieg (1642-1648) und die Übergangsregierung. Daraufhin wird es unter dem Commonwealth of England (1649-1653) nur noch schwieriger, von Cromwells düsterem, äußerst puritanischem Protektorat ganz zu schweigen, da die Musiker alles daran setzten, sich mit ihrer Musik öffentlich möglichst nicht sehen zu lassen (1654-1660). Schließlich folgte die Zeit der Restauration. Die Interpreten verstanden es, den für Henry Lawes typischen, feinsinnigen musikalischen Stil wiederzugeben, sodass diese Lieder endlich ihre ganze Brillanz und Meisterhaftigkeit offenbaren konnten. Es liegt auf der Hand, dass sie als Vorläufer bestimmter Kompositionen von Purcell anzusehen sind. © SM/Qobuz