1903 wurde in München die Oper des sehr jungen deutsch-italienischen Komponisten Ermanno Wolf-Ferrari (1876-1948), damals 27 Jahre alt, aufgeführt. Von da an etablierte sich sein Ruf, und seine neuen Opern wurden von niemand Geringerem als Toscanini, Nikisch, Felix Mottl oder Mahler dirigiert: ein klarer Beweis dafür, dass er etwas zu sagen hatte. Einige Jahre nach diesem spektakulären Beginn brachte Wolf-Ferrari 1909 Il segreto di Susanna heraus, eine weitere Komische Oper nach Goldoni. Mit ihrer Dauer von drei kurzen Viertelstunden ist sie strenggenommen keine Oper, sondern ein "Intermezzo" nach dem Vorbild italienischer Barockkomponisten wie zum Beispiel Pergolesi. Bis heute ist Il segreto di Susanna nach wie vor das meistgespielte Werk von Wolf-Ferrari, und es ist üblich, es auf Italienisch und nicht mehr in der Sprache der Uraufführung, Deutsch, zu geben: Die vorliegende Aufnahme ist natürlich auf Italienisch. Zum großen Leidwesen des Komponisten standen sich im Ersten Weltkrieg seine beiden Nationalitäten feindlich gegenüber, so dass er von beiden Seiten als Feind angesehen wurde und in die Schweiz flüchten musste.
Am Ende des Krieges widmete er sich eher der Komposition von Instrumentalwerken, dann trieb ihn der Zweite Weltkrieg schließlich in die Depression – er war Halbjude, was ihm weder in Deutschland noch in Italien das Leben erleichterte.
Die Serenade in Es-Dur ist ein Jugendwerk, das er im Alter von siebzehn Jahren geschrieben hatte: Wolf-Ferrari bewies damals bereits ein solides Handwerk und die außergewöhnliche Fähigkeit, die Strenge der deutschen mit der fantasievollen Melodik der italienischen Kompositionsweise zu verbinden. Es wäre höchste Zeit, dieser Persönlichkeit wieder zu neuen Ehren zu verhelfen; die vorliegende Aufnahme wird durch ihre große musikalische Qualität zweifellos dazu beitragen. © SM/Qobuz